Die Herausgeberin des eben erschienen Buches “Crowdwork – zurück in die Zukunft“, Christiane Benner, erzählt im Interview über Chancen, Risiken und Nebenwirkungen eines neuen Phänomen digitaler Arbeitsweise, bei der Unternehmen Aufträge mittels webbasierten Plattformen an eine große Menge von Menschen ausschreiben. Wie wirkt diese neue Form der Arbeitsorganisation auf Arbeitsbedingungen, Vergütung und Mitbestimmungsrechte der Beschäftigten? Und wie kann gewerkschaftliche Organisation im rein virtuellen Raum statt finden? Ein lesenswertes Gespräch über die Zukunft der Arbeitswelt.
blog.arbeit-wirtschaft.at: Ihr Buch „Crowdwork“ befasst sich mit einem neuen Phänomen digitaler Arbeitsweise. Große Konzerne wie Amazon oder IBM arbeiten bereits damit und es spricht vieles dafür, dass ihnen weitere folgen. Was kommt da auf uns zu? Wie funktioniert „Crowdworking“ in der Praxis?
Benner: In der Tat gibt es in zahlreichen unserer Unternehmen Suchbewegungen nach neuen Formen der Arbeitsorganisation, die agiler und effektiver als Linienorganisationen sind. Der Hintergrund sind steigender Wettbewerbsdruck, kürzere Innovations-und Entwicklungszyklen und geänderte Kundenanforderungen. Crowdsourcing ist eine dieser Strategien, die in einigen unserer Unternehmen bereits umgesetzt wird. Crowdworking nennen wir diese neue Form aus Sicht der Auftragnehmer.
Crowdworking funktioniert folgendermaßen: Aufträge werden mittels webbasierten Plattformen an eine mehr oder weniger definierte Menge von Menschen (Crowd) durch Einzelpersonen, Institutionen oder Unternehmen vergeben.
Literatur und betriebliche Praxis zeigen, dass sehr viele Aufgaben aus der Wertschöpfungskette zu Crowdsourcing-Projekten werden können. Komplexe Aufgaben werden oftmals in kleine Teilaufgaben zerlegt, bevor sie ausgeschrieben werden. Auf diese Weise können das Know-how zur Erledigung der Aufgaben und die Bezahlung gesenkt werden. Dadurch sind auch qualifizierte Tätigkeiten wie Software-Entwicklung vor Crowdsourcing nicht gefeit.
Was bedeutet Crowdworking für die Arbeitsbedingungen und Mitbestimmungsrechte der Beschäftigten?