10 Beiträge zur Vermögensverteilung

26. Januar 2019

Vermögen ist in Österreich sehr ungleich verteilt, und eine kleine Anzahl sehr reicher Menschen besitzt einen großen Teil des privaten Vermögens. Der Wohlfahrtsstaat sorgt mit einem breiten öffentlichen Vermögen für einen hohen Lebensstandard für alle Menschen – auch für jene, die nicht auf große Ersparnisse und Erbschaften zurückgreifen können. Es ist deshalb wichtig, den Wohlfahrtsstaat weiter auszubauen und im Sinne der sozialen Gerechtigkeit einen fairen Beitrag der Vermögenden zur Finanzierung einzufordern. Wir haben für euch unsere Top-10-Beiträge rund um die Vermögensverteilung zusammengefasst, die das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten.

Die Ergebnisse aus der neuesten Vermögenserhebung HFCS 2017

Das reichste Prozent der Haushalte in Österreich besitzt fast ein Viertel des Vermögens, die obersten 10 Prozent haben mehr als die restlichen 90 Prozent der Bevölkerung gemeinsam. Die Vermögensungleichheit bleibt damit seit Jahren auf konstant hohem Niveau und zählt zu den höchsten in ganz Europa. Das zeigt die Anfang 2019 veröffentlichte dritte Welle des Household Finance and Consumption Survey (HFCS 2017) der Oesterreichischen Nationalbank.

Die Superreichen fehlen in den Vermögensdaten: Wie hoch ist die Ungleichheit, wenn wir sie hinzuschätzen?

In der HFCS-Vermögenserhebung der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) sind besonders reiche Haushalte nur unzureichend erfasst. Die tatsächliche Vermögenskonzentration ist somit noch größer als die in den Daten gemessene. Versucht man diese Untererfassung an der Spitze zu berücksichtigen, so ergibt sich für das reichste Prozent der Haushalte ein Vermögen von über 500 Mrd. Euro. Das entspricht einem Anteil von 41 Prozent des Gesamtvermögens – und damit mehr als dem 16-Fachen der ärmeren Hälfte der Bevölkerung.

Die Vermögenslücke zwischen den Geschlechtern: der Gender Wealth Gap

Frauen besitzen in Österreich im Durchschnitt um 23 Prozent weniger Nettovermögen als Männer. Mit Daten zum Vermögen von Einzelpersonen aus dem HFCS werden geschlechtsspezifische Vermögensunterschiede innerhalb der Haushalte sichtbar. Die Vermögenslücke – der Gender Wealth Gap – resultiert vor allem aus einer enormen Ungleichverteilung innerhalb der reichsten Haushalte. Diese Unterschiede sind nicht folgenlos: Nachdem Vermögen immer auch Macht bedeutet, sichert der männliche Vermögensvorsprung die privilegierte Position von Männern sowohl innerhalb des Haushalts als auch in der Gesellschaft insgesamt. Eine Umverteilung der Vermögen wäre damit ein wichtiger Beitrag zu einer geschlechtergerechteren Gesellschaft.

Thomas Piketty: Warum wir eine globale Vermögenssteuer brauchen

Der bekannteste Verteilungsökonom Thomas Piketty beschäftigt sich am A&W-Blog mit der Frage, wie hohe Vermögensungleichheit reduziert werden könnte. Die Geschichte lehrt, dass ökonomische Kräfte in unterschiedliche Richtungen drängen – hin zu mehr Gleichheit und gleichzeitig weg davon. Welche Kräfte sich durchsetzen werden, hängt laut Piketty davon ab, welche politischen Entscheidungen wir treffen.

Was bringt eine Vermögenssteuer in Österreich?

Eine Vermögenssteuer für die Reichsten bringt jährlich mehrere Milliarden Euro, zeigen Berechnungen mit Vermögensdaten aus dem HFCS. Ein fairer Beitrag der reichsten Haushalte könnte zur Finanzierung wichtiger öffentlicher Aufgaben wie der Pflege eingesetzt werden. Aktuell liegt Österreich bei vermögensbezogenen Steuern nämlich noch auf den letzten Plätzen im OECD-Vergleich.

Weshalb die fehlende Erbschaftssteuer eine eklatante Ungerechtigkeit ist

Seit mehr als zehn Jahren gibt es in Österreich keine Erbschaftssteuer mehr, seither schwelt die Debatte über ihre Wiedereinführung. Kaum ein Argument der GegnerInnen hält einer inhaltlichen Prüfung stand. Dennoch ist die Diskussion in der Gesellschaft ambivalent, weil es dabei auch um Ängste und Werte geht. Heute sind die Voraussetzungen für eine neue Erbschaftssteuer in dem Sinn besser, als die Datenlage in Bezug auf das Erbvolumen und seine Verteilung massiv verbessert wurde, sich die Wissenschaft eindeutig äußert und neue Modelle, etwa in Bezug auf die Zweckbindung des Aufkommens für Pflege, entwickelt wurden. Dennoch verhindert die gesellschaftliche Macht der Vermögenden das wirtschaftlich und sozial Vernünftige.

Bei Vermögenseinkommen gibt es keine Mittelschicht

Wie hoch ist das jährliche Einkommen aus Ihrem Vermögensbesitz? Könnten Sie auf Ihren Arbeitsplatz verzichten und ausschließlich von Mieteinkünften, Zinsen, Dividenden, Gewinnausschüttungen und Ähnlichem leben? Falls Sie diese Frage verneinen, dann zählen Sie nicht zu den obersten wenigen Prozent, die dies durchaus könnten und aus diesem Umstand heraus mit einer gewissen Gelassenheit in die Zukunft blicken können.

Selbsteinschätzung beim Vermögen: Die Reichen verschätzen sich am meisten

Wie gut können Personen ihre eigene Vermögensposition einschätzen? Bei dieser Frage geht es nicht nur um Faktenwissen, sondern die Antwort darauf hat Auswirkungen auf politische Diskussionen über Umverteilung von Vermögen und Vermögenssteuern. Daten zeigen: Personen am unteren Ende der Vermögensverteilung kennen die eigene Vermögensposition wesentlich besser als jene am oberen. Auch fünf Jahre nach der Veröffentlichung der ersten umfassenden Daten zu privaten Vermögen ist eine breite Diskussion und mehr Aufklärung über die Vermögensverteilung notwendig.

Einstellungen zu Vermögen: Ist zu großer Reichtum ungerecht?

Dass der Reichtum in Österreich höchst ungleich verteilt ist und nur ganz wenige die Chance haben, reich zu werden bzw. zu bleiben, wird von vielen mittlerweile als belegt angesehen. Dazu haben zahlreiche Studien beigetragen, die in den letzten Jahren auf Basis der Daten des HFCS erstellt wurden. Wie aber beurteilen die Menschen großen Reichtum und dessen Entstehung?

Streichung der Notstandshilfe: Wie viel Vermögen haben Arbeitslose?

Die Notstandshilfe zu streichen und Langzeitarbeitslose in die Mindestsicherung zu schicken kommt einer Vermögenssteuer für Menschen in schwierigen Lebensumständen gleich. Die meisten Arbeitslosen sind zwar vermögensarm – die Hälfte besitzt weniger als 2.200 Euro Nettovermögen. Wo diese Maßnahme allerdings große Auswirkungen hat, ist die Mittelschicht.