Der Arbeitsmarkt im Fokus

28. Februar 2014

Die Lage auf dem österreichischen Arbeitsmarkt ist sehr angespannt. Eine neue Ausgabe der AK-Analyse „Arbeitsmarkt im Fokus“ zeigt dabei einige Probleme auf, die Handlungsbedarf erzeugen: die Beschäftigung wächst überwiegend in Teilzeit, Arbeitslosigkeit ist längst kein Randphänomen mehr und die Zahl der Notstandshilfe-BezieherInnen steigt. Was am Arbeitsmarkt los ist und wo die wichtigsten Ansatzpunkte liegen.

Trotz wachsender Beschäftigung und niedrigster Arbeitslosenquote im EU-Vergleich gibt es eine Reihe struktureller Arbeitsmarktprobleme, hier einige der wichtigsten Aspekte.

Die Beschäftigung wächst leicht, aber überwiegend über Teilzeit

Während Österreich vor rund 20 Jahren eine Teilzeitquote von rund 13 Prozent hatte, arbeitet nunmehr bereits jede(r) Vierte Teilzeit (2012: 25,7 Prozent), das Problem dabei: Teilzeitarbeit ist oft nicht existenzsichernd und auch nicht immer freiwillig. Auf der anderen Seite werden in Österreich jährlich ca. 300 Millionen Überstunden geleistet; dies keineswegs nur freiwillig, zumal viele dieser Überstunden entweder nicht oder nicht korrekt bezahlt werden. In Bezug auf die Arbeitszeit liegt daher ein gewaltiges Ungleichgewicht vor. Eine stärkere Regulierung des Arbeitskräfteangebots im Sinne einer Reduktion von Überstunden ist daher notwendig.

Arbeitslosigkeit ist kein Randphänomen

In der zweiten Jahreshälfte 2013 waren rund 700.000 Menschen in Österreich von Arbeitslosigkeit betroffen. Viele finden schnell wieder einen Arbeitsplatz, aber einige Gruppen, wie beispielsweise Ältere oder gesundheitlich Beeinträchtigte, haben oft geringere Chancen eine Erwerbsarbeit zu bekommen. (Blog Arbeitslosigkeit ist kein Randphänomen)

Obwohl von Seiten der Wirtschaft gerne proklamiert wird, dass die Beschäftigung der über 50-Jährigen in Österreich kein Problem darstelle, zeigt ein Blick auf die Daten des zweiten Halbjahres 2013 etwas anderes: die Arbeitslosigkeit der Gruppe der über 50-Jährigen ist im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2012 um +22,6% angestiegen. Aufgrund demografischer Verschiebungen steigt natürlich auch die Beschäftigung in diesem Alterssegment, aber im Vergleich im viel geringeren Ausmaß um nur +5,1%.

Dekoratives Bild © A&W Blog
© A&W Blog

Immer mehr Menschen sind auf Notstandshilfe angewiesen

Für die Menschen bedeutet Arbeitslosigkeit neben der sozialen Stigmatisierung vor allem auch ein existenzielles Problem, da sich das Einkommen der Betroffenen innerhalb kürzester Zeit halbiert.  Jene, die länger arbeitslos sind, können nach 20 bis 52 Wochen (je nach Alter und Dauer der arbeitslosversicherungspflichtigen Beschäftigung) kein Arbeitslosengeld mehr beziehen. Sie sind auf die oft deutlich niedrigere Notstandshilfe angewiesen (2013: durchschnittlich 690 Euro monatlich). Die Anzahl der BezieherInnen von Notstandshilfe ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich angestiegen (rund 15 Prozent). Dazu kommen noch viele Menschen, überwiegend Frauen, die aufgrund der Anrechnung des PartnerInneneinkommens gar keine Notstandshilfe beziehen.

 Wo könnte man unter anderem ansetzen?

  • Stärkere Regulierung des Arbeitskräfteangebots, beispielsweise über eine Sanktionierung von ArbeitgeberInnen, die systematisch ihren MitarbeiterInnen die Bezahlung von Mehr- bzw. Überstunden vorenthalten.
  • Eine antizyklische Wirtschaftspolitik durch mehr Investitionen in Zukunftsbranchen (v.a. soziale Dienstleistungen) und einen Ausbau des öffentlichen Wohnbaus, um mehr Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen.
  • Bessere Arbeitsmarktchancen für Ältere durch ein Bonus-Malus-System, welches jene Betriebe sanktionieren soll, die älteren ArbeitnehmerInnen keine Chance geben.
  • Verlängerung der Bezugsdauer beim Arbeitslosengeld und Anhebung der Höhe des Arbeitslosengeldes und der Notstandshilfe. Ein Entfall der PartnerInneneinkommensanrechnung bei der Notstandshilfe, die insbesondere Frauen benachteiligt und die Verbesserung der Rechtssicherheit für Arbeitslose bei Leistungsstreitigkeiten.
  • Weiterentwicklung der Arbeitslosenversicherung in Richtung „Beschäftigungsversicherung“. Das bedeutet auch einen Ausbau von hochwertigen Ausbildungsmöglichkeiten mit Rechtsanspruch, wie etwa dem Fachkräftestipendium (erleichterter Zugang und Sicherstellung der Finanzierung).

Arbeitsmarkt im Fokus mit einem Spezialteil von Markus Marterbauer, Josef Wallner und Gernot Mitter zur Arbeitsmarktentwicklung 2013/2014 und den längerfristigen Trends.